Radverkehrsförderung durch Klimaschutz-Kampagne
Tübingen macht blau

Ausgangssituation
Trotz anspruchsvoller Topographie mit über 150 m Höhenunterschied
im Stadtgebiet Tübingen machen ÖPNV, Fuß- und Radverkehr je etwa
25% am Modal-Split des Binnenverkehrs aus. Die konsequent verfolgte
Rad- und Fußverkehrsplanung sowie zahlreiche ergänzende
Aktivitäten, wie beispielsweise der stetig aktualisierte
Fahrradstadtplan, das Scherbentelefon und ein Räum- und Streuplan
für die Hauptrouten des Radverkehrs,befördern diese guten
Werte.
Dennoch verfolgt die Verwaltung der ca. 87.000 Einwohner zählenden
Universitätsstadt Tübingen in ihrer Klimaschutz-Kampagne "Tübingen
macht blau 10% weniger CO2 bis 2010" das Ziel, noch mehr
Bürgerinnen und Bürger vom Auto aufs Fahrrad zu bringen.
Insbesondere in Stadtgebieten mit großen Höhenunterschieden, bei
Fahrten über längere, alltägliche Distanzen und im Falle von
Nutzern, die nicht verschwitzt an ihrem Ziel ankommen möchten (wie
z.B. Berufstätige), setzt die Stadtverwaltung Tübingen auf die
Vorzüge der E-Mobility gegenüber dem normalen Fahrrad. Ziel ist es,
1.000 elektrisch-unterstützte Fahrräder innerhalb von zwei Jahren
auf Tübingens Straßen zu bringen und damit eine Vorreiterrolle bei
der Förderung dieser neuen Art der Mobilität einzunehmen.
Projektumsetzung
Wie jeder der insgesamt sechs Bausteine der Tübinger
Klimaschutz-Offensive baut auch die Förderung der
elektrisch-unterstützten Fahrräder auf vier Modulen auf:
- Die Stadtverwaltung setzt selbst um, was sie sich auch von Dritten erhofft: Die Verwaltung hat Pedelecs als Dienstfahrräder angeschafft. Auch die Stadtwerke und die Wohnungsbaugenossenschaft, als Tochterunternehmen der Stadt Tübingen, setzen testweise Pedelecs ein. Elektrisch unterstützte Fahrräder werden somit für die verschiedensten innerörtlichen Fahrten genutzt: Für Termine bei Kunden, Mietern, Bürger/innen, Auftragnehmern und bei Kolleginnen in anderen Gebäudeeinheiten, aber auch bei Baustellenkontrollen oder beim Transport von kleineren Mengen an Akten. Die Stadtverwaltung verfügt derzeit über drei Pedelecs und die Stadtwerke haben zwei bestellt. Die Wohnungsgenossenschaft befindet sich derzeit noch in der Testphase und fährt deshalb mit Leih-Pedelecs,
- Die Stadt sucht Mitstreiter: Zusammen mit nahezu allen Tübinger Fahrradhändlern und wechselnden Partnern wie z.B. dem "Klimatisch" der Lokalen Agenda 21 (einem Projekt, in dem sich lokale politische und zivilgesellschaftliche Akteure für den Klimaschutz einsetzen), der Kreis-Sparkasse Tübingen und großen Arbeitgebern werden Testfahrten mit bis zu 200 Teilnehmern angeboten. Zudem erhalten in einigen Fahrradgeschäften Kunden, die ein Pedelec oder E-Bike kaufen und darüber hinaus zu einem Ökostromtarif der Stadtwerke wechseln, 100 Prämie von den Stadtwerken (eine gelungene Verbindung zum Programmbaustein "Verdopplung der Ökostromkunden"). Zudem generierte die Kreis-Sparkasse ein Kreditangebot speziell zum Kauf von elektrisch-unterstützten Rädern (siehe Internetlink unten).
- Mit der "Tübingen-macht-blau"-Kampagne, die mit originellen wie auch teilweise provokativen Elementen und dem inhaltlichen Schwerpunkt auf Motivation und Aufklärung geführt wird, soll eine breite Moblisierung der Bevölkerung gelingen. So nahm z.B. der Oberbürgermeister das erste Dienst-Pedelec der Stadtverwaltung bei einer öffentlichen Testfahrt-Veranstaltung in der Tübinger Innenstadt entgegen. In der Einladung für den "Klimatag im Rathaus", die in jedenTübinger Haushalt gelangte, wurde für elektrisch-unterstützte Räder geworben. Am Klimatag konnten im altehrwürdigen Sitzungssaal des historischen Rathauses Proberunden auf dem Pedelec gedreht werden. Öffentlichkeitswirksam schaffte der Oberbürgermeister Mitte 2009 seinen Dienstwagen ab und stieg auf ein Dienst-Pedelec um, um zu zeigen, dass elektrisch-unterstützte Räder nicht nur für Menschen mit Handicap einen hohen Nutzwert besitzen. Seither wird bei zahlreichen Außerhaus-Terminen demonstrativ der Pedelec-Akku als Symbol einer neuen Mobilität vom Oberbürgermeister präsentiert.
- Die Stadt erhebt und kommuniziert Daten zum Erfolg der Maßnahmen: Wegen Datenschutzbedenken melden nur vier von zwölf Fahrradhändlern Verkaufszahlen. Von Januar 2009 bis September 2009 sind bei diesen vier Händlern 179 elektrisch-unterstützte Fahrräder und Umrüstsätze verkauft worden. Die Zahl der Fahrradhändler, die in Tübingen Pedelecs anbieten, hat sich innerhalb eines Jahres von drei (Ende 2008) auf zwölf (Ende 2009) vervierfacht. Darüber hinaus provozierte die aktive Werbung für Pedelecs & Co. eine rege Berichterstattung in der Presse und eine intensive Leserbrief-Diskussion.
Ausblick
Für den weiteren Verlauf des Projekts wird die Zielzahl von 1.000
verkauften Pedelecs angestrebt. Die aktuellen Verkaufszahlen werden
in der lokalen Presse und auf der Projekthomepage
www.tuebingen-macht-blau.de öffentlichkeitswirksam publiziert. Der
Bekanntheitsgrad und die Akzeptanz von elektrisch- unterstützten
Fahrrädern wachsen stetig. Geplant sind weitere öffentliche
Testfahrten, z.B. an der Universität (sowohl für Studierende, als
auch für Beschäftigte).
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