Das kommunale Bündnis für öffentliche Transportrad-Mietsysteme
TINK-Netzwerk

Ausgangssituation, Projektidee und ‑ziele
Das NRVP-Modellprojekt TINK (Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen) hat in den Pilotstädten Norderstedt und Konstanz gezeigt, dass öffentliche Transportrad-Mietsysteme (TMS) das Potential haben, aktiv zur Radverkehrswende beizutragen. Denn Transporträder bieten im Gegensatz zu normalen Fahrrädern genug Stauraum, um Kinder sicher zu befördern und größere Einkäufe oder Gegenstände zu transportieren. Der Sharing-Gedanke bietet sich bei diesem Fahrradtyp besonders an, da ihre Anschaffung relativ teuer ist, sie in der Regel seltener genutzt werden und einen größeren Platzbedarf als normale Räder haben. Im Rahmen der Evaluation des Modellprojekts gab die Hälfte der befragten Nutzenden an, durch TINK auf Autofahrten verzichtet zu haben. In einer späteren Nutzerbefragung (Januar 2020, N = 181) gaben 39 % der befragten TINK-Nutzer*innen für ihre letzte Fahrt an, dass sie die Fahrt ohne TMS mit dem Auto zurückgelegt hätten. Menschen sind demnach bereit vom Auto aufs Rad umzusteigen, wenn es ein einfaches, flexibles und günstiges Alternativangebot gibt.
Das Ziel des Projekts ist daher die weitere Verbreitung von öffentlichen Transportrad-Mietsystemen in möglichst vielen Städten und Gemeinden. Der Weg dahin ist die Bildung eines TINK-Netzwerks aus Kommunen, welche bereits über ein solches System verfügen und solchen, welche es noch einführen wollen. Denn beide können voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen. Schon wenige Monate nach Projektstart besteht das TINK-Netzwerk aus 15 Städten und Gemeinden in Deutschland.
Im Rahmen das Vorgängerprojekts wurde das Projekt TINK wissenschaftlich begleitet und das Nutzerverhalten analysiert. Die Einbindung der Kommunen und die Auswertung der Nutzerdaten haben den Bedarf bestätigt und Veränderungsvorschläge eingebracht. Auch das TINK-Netzwerk wird über den Verlauf hinweg untersucht und bewertet. Im Rahmen eines Ansatzes, der die Nutzer in den Mittelpunkt stellt, wird gegenwärtig ein Mix aus qualitativen und quantitativen Methoden angewandt; wie z.B. zwei standardisierte Online-Befragungen; leitfadengestützte teilnehmende Beobachtung auf zwei Netzwerktreffen und kriterienbasierte Dokumentation der Beobachtungen als auch durch leitfadengestützte Telefoninterviews sowie einer Analyse der Nutzerdaten.
TINK-TMS sind gekennzeichnet durch eine möglichst flächendeckende, einfache und kostengünstige 24/7-Verfügbarkeit von Transporträdern für den Transport von (kleinen) Gütern und zur Kinderbeförderung. Diese Parameter machen das Transportrad zu einer flexiblen und verlässlichen Alternative zum MIV und unterstützen die Kommunen bei der Erreichung ihrer Klimaschutzziele. So befähigen wir im TINK-Netzwerk Kommunen, ein öffentliches und klimafreundliches Beförderungsangebot zur Erweiterung ihres bestehenden ÖPNV-Angebotes und zur Daseinsvorsorge anzubieten. Durch das Projekt soll ein deutschlandweites Netzwerk von Kommunen entstehen, die bereits ein öffentliches TMS betreiben oder eins einführen wollten (TINK-Kandidaten). Als Probeangebot (für fünf Monate) erhalten in dem Projekt bis zu fünf Kommunen die Möglichkeit, ein Wander-Transportradmietsystem zu installieren. Mit dieser Erfahrung können sie besser entscheiden, in welcher Form und in welchem Umfang sie ihren Bürger*innen ein dauerhaftes TMS anbieten wollen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Förderung des Erfahrungsaustausches innerhalb der Kommunen, um die Qualität und Quantität bestehender TMS zu erhöhen, die Einrichtung weiterer TMS in den TINK-Kandidaten-Kommunen zu unterstützen und Synergien zu nutzen. Ein wichtiger Teil des Projekts ist die Entwicklung einer gemeinsamen Buchungsplattform, über welche die Anmietung, Rückgabe und Bezahlung der Sharing-Räder vollautomatisch erfolgen kann. Durch die gemeinsame Buchungsplattform soll es registrierten Kund*innen möglich sein, auch in anderen Städten des TINK-Netzwerks Räder mieten zu können.
Projektdurchführung
Das TINK-Netzwerk-Projekt wird von der TINK Walter & Wagner GbR während der gesamten Projektlaufzeit begleitet und gesteuert. TINK ist ferner für den Aufbau des Netzwerks verantwortlich. Die einzelnen Kommunen implementieren individuell mit je einem lokalen Serviceprovider das Transportradmietsystem. Für die Projektevaluation ist die e-fect dialog evaluation consulting eG zuständig, welche bereits das erste TINK Projekt evaluiert hat. Der Dienstleister für die Entwicklung der Buchungsplattform und für den Betrieb des TMS in den Städten mit Wander-Mietradsystem ist gegenwärtig noch nicht bekannt. Es wird angestrebt, neben den Netzwerkkommunen weitere ideelle Partner in das Netzwerk aufzunehmen, z.B. bestehende Lastenradinitiativen, Stadtwerke, Fahrradgeschäfte etc.
Mit jeder Kommune, die sich am TINK-Netzwerk beteiligt, finden zunächst Beratungsgespräche sowie eine Vor-Ort-Analyse der Rahmenbedingungen und Standortfindung für die TMS-Stationen statt. Denn jede Kommune hat eine individuelle Ausgangssituation und dadurch auch lokale Bedürfnisse, die es bei der Planung und Umsetzung zu berücksichtigen gilt. Kommunen, die bereits ein etabliertes TMS haben, wollen möglicherweise eine Ausweitung der Systems. Sie haben u.a. Probleme bei der Ausschreibung von Leistungen, sind sich unsicher bei der Beschaffung neuer Räder oder möchten die Qualitätssicherung verbessern.
Der Planungs- und Implementierungsprozess ist iterativ, d.h. dass durch die Begleitevaluation, die Auswertung der Nutzerdaten als auch durch den engen Austausch mit den kommunalen Zuständigen neue Informationen, Verbesserungen und Rückmeldungen an die Betreiber und auch in das Netzwerk rückgekoppelt und in ein verbessertes TMS eingearbeitet werden. Die Entwicklung des Netzwerks und seiner Leistungen erfolgt in enger Abstimmung mit den beteiligten Kommunen.
Der Aufbau der Kriterien, Vorlagen, die Entwicklung der Buchungsplattform und Ausarbeitungen von technischen Voraussetzungen werden im Rahmen des TINK-Netzwerk Projekts entwickelt. Eine Übertragbarkeit in andere Kommunen ist eins der Hauptziele des Projekts. Dadurch kann am Ende des Projekts jede Kommune eigenständig ein TMS aufbauen und kosteneffizient begleiten. Zur Sicherung der gemeinsamen Qualität sind die Erarbeitung von Kriterien, die von allen TINK-Kommunen eingehalten werden, essentiell, wie z.B. eine bestimmte Zahl an Rädern pro Einwohner oder die Möglichkeit, die Räder rund um die Uhr zu mieten etc.
Aufgrund des expliziten Netzwerkansatzes sind die Ergebnisse des Projekts direkt auf weitere Kommunen übertragbar. Durch den innovativen Charakter des Projekts und die Anwendung in unterschiedlichen Kommunen werden stetig neue Erkenntnisse über das Thema „Transportrad-Mietsysteme“ generiert, die auch für zukünftige Anwendungsfälle für die deutschsprachige Öffentlichkeit nutzbar sind.
Folgende Leistungen erbringt das Netzwerk für die Kommunen:
- Beratung und Unterstützung bei der Einrichtung eines TMS (z.B. bei Konzeption oder Ausschreibung)
- Erfahrungsaustausch mit anderen TINK-Kommunen
- Benchmarking
- Durchführen von Informationsveranstaltungen, Webinaren, Tagungen
- Bereitstellung einer gemeinsamen Buchungsplattform und damit Erhöhung der Kundenfreundlichkeit (Kund*innen können in allen TINK-Kommunen ohne neue Registrierung ein TINK-System nutzen)
Das Projekt liefert einen Beitrag zur Umsetzung des NRVP, indem es hilft, eine nachhaltige Mobilität in Deutschland vorzuleben. Denn es ist elementarer Bestandteil und Zielsetzung des Projekts, durch Öffentlichkeitsarbeit, Unterstützung und Vernetzung der Kommunen zu einem breiten Angebot an Transportrad-Mietsystemen zu kommen, welche zu einer Verlagerung von Autofahrten auf Fahrradfahrten führt.
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