Öffnung der Altstadt für den Radverkehr
Respekt bewegt - Gemeinsam achtsam durch die Altstadt

Einleitung
Radler gehören schon seit Jahren zum Alltag in der Regensburger Altstadt - zukünftig noch mehr als bisher. Erhöhte Verkehrssicherheit und eine entspannte Atmosphäre wünschen sich alle Verkehrsteilnehmer für die Regensburg Altstadt - egal ob Fußgänger, Rad-, Auto- oder Busfahrer. Der Schlüssel dazu liegt in einem respektvollen Umgang miteinander - mit Rücksicht und Umsicht, Freundlichkeit und Toleranz, Aufmerksamkeit und Verantwortung, Gerechtigkeit und Fairness. Jeder kann dazu seinen Beitrag leisten. Zudem ist Radeln gesund und umweltfreundlich. Viele Radler wollen in die Altstadt oder einfach nur durchradeln. Die bisherigen Regelungen führten oft zu großen Umwegen und wurden vielfach missachtet.
Bis 1. April 2015 waren bereits rund 80 Prozent der Straßen und Gassen in Regensburgs Altstadt für Radler zugelassen. Die verbleibenden 20% führten oft zu großen Umwegen, gerade bei der Durchquerung auf der Ost-West-Achse. Dass sich Radler deshalb in vielen Fällen darüber hinaus auch dort(hin) bewegt haben, wo es ihnen formal verboten war, ist daher kein Geheimnis. Um das Radfahren in der Altstadt besser zu koordinieren und einheitliche Regelungen, die sowohl für Fußgänger als auch für Radfahrer die optimalen Möglichkeiten bieten, zu schaffen, wurde im Herbst 2014 beschlossen, die Altstadt testweise für den Fahrradverkehr frei zu geben.
Durchführung
Im Zeitraum vom 1. April 2015 bis 31. März 2016 wurde der Bereich, in dem sich Radler in der Regensburger Altstadt bewegen dürfen, für eine einjährige Testphase erweitert. Konkret bedeutete das eine weitest gehende Freigabe der Fußgängerzone und die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radler. Natürlich hatte dies keineswegs grenzenlose Freiheit für die Radler zur Folge. Polizei und Verkehrsüberwachungsdienst achteten durch verstärkte Kontrollen auf ein vernünftiges Miteinander. Begleitet wurde die Freigabe der Fußgängerzone und die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radler durch eine Kampagne mit dem Titel "Respekt bewegt – Gemeinsam achtsam durch die Altstadt". Jeder kann dazu seinen Beitrag leisten. Zudem soll vermehrt das Bewusstsein für eine nachhaltige und umweltfreundliche Fortbewegungsweise geschaffen werden, denn Radfahren ist gesund und umweltfreundlich.
Ziel des Projekts war, mehr Menschen dazu zu bewegen, ihre Einkäufe oder Ausflüge in die Innenstadt mit dem Fahrrad zu erledigen und das Auto stehen zu lassen. Die Öffnung der Innenstadt und damit eine Verbesserung der Fahrradinfrastruktur sollten hier einen entscheidenden Anreiz bieten. Auch die Förderung der Fahrradsicherheit ist ein wichtiger Faktor dafür.
Die Kampagne "Respekt bewegt: Gemeinsam achtsam durch die Altstadt" bestand aus mehreren Bausteinen, um möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zu erreichen und eine breite mediale Wirksamkeit zu erzielen. Kernelement waren vier über das Jahr verteilte Aktionstage inklusive einer Auftaktveranstaltung direkt in der Regensburger Altstadt. Die Aktionstage standen dabei unter verschiedenen Überschriften und der Schwerpunkt lag auf unterschiedlichen Themen, die zum jeweiligen Zeitpunkt des Projektverlaufs besonders relevant waren. Begleitet wurden die Informationsstände durch ein wechselndes Rahmenprogramm (dezentrale Promotion durch Einradfahrer/Straßenkünstler, Fotowand, Radsicherheitscheck, Geschicklichkeitsparcours, Verlosung, Verteilung von gasbefüllten Luftballonen und Osterglocken).
Am 30. Mai 2015 wurde der erste Aktionstag durchgeführt. Ansprechpartner aus Politik und Verwaltung sowie die Polizei informierten über die neuen Regeln und warben für ein respektvolles Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer in der Altstadt. Auch Oberbürgermeister Joachim Wolbergs stand vor Ort für Gespräche zur Verfügung. Zu den "knackigen Argumenten" wurden "knackige Äpfel" an die Passanten verteilt. Für die Kinder gab es Luftballons. Beliebt waren auch die Sattelschoner im Kampagnendesign, die nicht nur am Stand ausgegeben wurden, sondern bereits am Morgen des Aktionstages an den geparkten Rädern in der Innenstadt angebracht wurden. Der zweite Aktionstag wurde am 18. Juli durchgeführt und stand unter dem Motto: "Ein Lächeln bewegt". Erneut informierten Vertreter aus Politik und Verwaltung um Oberbürgermeister Joachim Wolbergs auf dem St.-Kassians-Platz über die Regeln, die seit April 2015 beim Radeln in der Fußgängerzone gelten, und warben für mehr gegenseitige Rücksichtnahme unter den verschiedenen Verkehrsteilnehmern in der Altstadt. Ein freundlicher Blick oder ein nettes Wort machen das Leben leichter. Das gilt auch für den Straßenverkehr. Im Rahmen einer Postkarten-Aktion, die bis Ende Juli 2015 lief, wurden außerdem Meinungen zum Thema "Respektvolles Miteinander in der Altstadt" gesammelt. An einer Fotowand konnten Passanten ein Zeichen für einen respektvollen Umgang im Altstadt-Verkehr setzen. Der dritte Aktionstag, der am 25. September 2015 durchgeführt wurde, fand unter dem Motto "Respekt bewegt mit Sicherheit" statt. Diese begleitete die Freigabe der Fußgängerzone und die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radler. Die Bürgerinnen und Bürger hatten an diesem Tag die Möglichkeit für Gespräche mit Vertretern von Polizei, Politik und Stadtverwaltung sowie Oberbürgermeister Joachim Wolbergs. Ein kostenloser Rad-Sicherheitscheck zog zahlreiche Interessenten an. Die Teilnahme an einem Rad-Geschicklichkeits-Parcour mit dem Ziel, Slalom und Engstellen in einer möglichst langsamen Zeit zu meistern wurde mit einer Preisverleihung belohnt. Der letzte Aktionstag 2015 fand am 17. Oktober statt und zeichnete sich dadurch aus, dass alle in der Regensburger Altstadt geparkten Fahrräder mit gelben Sattelschonern, die das Motto der Kampagne "Respekt bewegt" trugen, überzogen wurden.
Ein besonderes Augenmerk der Kampagne wurde auf die Regensburger Studenten gelegt, die mit knapp einem Drittel einen Großteil der Regensburger Bevölkerung ausmachen und häufig via Fahrrad unterwegs sind. Um speziell bei dieser Zielgruppe für den respektvollen Umgang miteinander zu werben, war die Kampagne zu Beginn des Wintersemester 2015/16 sowohl an der Universität Regensburg als auch an der Ostbayerischen Technischen Hochschule mit einem eintägigen Infostand vertreten. Neben Informationsmaterial (Flyer, Stadtkarte mit Einzeichnung der Änderungen) gab es an den Informationsständen zu den verschiedenen Terminen passende Werbemittel (z.B. gebrandete Klingeln, Reflektorbänder, Äpfel, Blinklichter etc.). Ergänzt wurde dies durch Außenwerbung (Busbeklebung, Plakatierung) sowie Guerilla-Aktionen, wie die Anbringung von Bodenaufklebern an unterschiedlichen Stellen in der Regensburger Fußgängerzone und die mehrmalige Verteilung von Sattelschonern an öffentlich geparkten Fahrrädern. Ferner wurde die Kampagne auf digitalem Wege mit einer Webseite (www.respekt-bewegt.de) und durch die Einbindung von Social Media Kanälen (YouTube) begleitet und dokumentiert.
Verantwortlich für das Projekt und die Kampagne ist das Verkehrsplanungsamt im Planungs- und Baureferat der Stadt Regensburg. Die Umsetzung der testweisen Öffnung der Altstadt sowie die Umsetzung der begleitenden Kampagne wurden aus kommunalen Mitteln finanziert.
Fazit
Die begleitende Kampagne konnte Aufmerksamkeit und Bewusstsein für ein respektvolles Miteinander aller Verkehrsteilnehmer in der Regensburger Altstadt generieren, wie im Laufe des Testzeitraums in den persönlichen Gesprächen an den Aktionstagen in immer stärkerem Maße zum Ausdruck kam. Die Kampagne ermöglichte einen offenen Dialog über das Thema innerhalb der Bevölkerung. Während der Testphase zeigten sich positive Ergebnisse: Die Anzahl der durch die Polizei geahndeten Verstöße durch Radfahrer (z.B. erhöhte Geschwindigkeit) und gemeldeten Unfälle zwischen Fußgängern und Fahrradfahrern wies trotz verstärkter Kontrollen keine Erhöhung im Vergleich zur Ausgangssituation auf. Die Verkehrszählung zeigt eine Förderung des Radverkehrs in der Regensburger Altstadt. Als Konsequenz wurden die Regelungen aus der einjährigen Testphase nahezu vollständig dauerhaft übernommen. In einem nahtlosen Übergang aus der Testphase wurde im April 2016 mit einer Abstimmung im Regensburger Stadtrat mehrheitlich eine Öffnung der Altstadt für den Fahrradverkehr genehmigt.
Die Kampagne "Respekt bewegt: Gemeinsam achtsam durch die Altstadt" wird daher zunächst weiter durchgeführt. Denn auch nach der Öffnung der Innenstadt ist es wichtig, den Bürgerinnen und Bürgern Ansprechpartner für ihre Sorgen zu bieten und weiterhin alle Beteiligten an ein gemeinsames und respektvolles Miteinander zu erinnern, so dass dies nachhaltig ins Bewusstsein der Menschen übergeht.
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