Städtischer Knotenpunkt
Radfahrgerechte Führung am Kreisverkehr

1. Ausgangssituation und Planungsgrundlagen
Zu Beginn der 90er Jahre wurde der Busbahnhof, der sich direkt vor
dem Bahnhof Quedlinburgs befindet, vollständig umgestaltet. Dazu
gehörte auch die Umgestaltung der Ausfahrt aus dem Busbahnhof auf
die vorbeiführende Landesstraße L 242. Ein wesentliches Ziel der
Planung war eine Lösung, die eine zügige Ausfahrt der Linienbusse
ermöglichte, wofür an stelle der früheren mit Lichtsignalanlagen
geregelten Kreuzung ein Kreisverkehrsplatz gebaut wurde.
Außerdem war es notwendig, eine sichere Lösung für den Radverkehr
anzubieten, da die Straßen, die auf den Kreis zuführen, Teil des
Quedlinburger Stadtringes sind, der den Verkehr von und zur
Innenstadt aufnimmt und verteilt. Dementsprechend sollte auch der
Radverkehr den Knotenpunkt sowohl in der Richtung dieser Straßen
als auch von und zum Bahnhof und über die Bodebrücke von und zur
Innenstadt zügig queren können. Deshalb kam eine Führung des
Radverkehrs nur auf der Kreisfahrbahn in Frage. Der ausschließlich
fahrgeometrischen Entwurfsplanung lag eine Entwurfsgeschwindigkeit
von 15 km/h zugrunde.
2. Umsetzung
In der Relation Rathenaustraße Harzweg (im Bild 1 "Blick auf den
Bahnhofskreisel von oben" von unten links nach oben rechts) wird
der Radverkehr in der Rathenaustraße (Bild 3 "Achse
Rathenaustraße") auf einem Hochbordradweg unmittelbar neben der
Fahrbahn und kurz vor der Fußgängerquerung am Kreisverkehr auf die
Fahrbahn geführt. Am Beginn des Harzweges (Bild 4 "Achse Harzweg")
verlässt der Radverkehr die Fahrbahn hinter der Fußgängerquerung
und nutzt den hinter dem Pflanzstreifen neben den Gehweg liegenden
Radweg. Geh- und Radweg sind durch einen taktilen Trennstreifen
(ca. 20 cm Granitpflasterreihen im Betonsteinpflaster) getrennt (s.
Bild 5 "Harzweg Radwegende").
In der Relation Harzweg Rathenaustraße (im Bild 1 "Blick auf den
Bahnhofskreisel von oben" von oben rechts nach unten links) wird
der Radverkehr im Harzweg hinter den Pflanzstreifen neben dem
Gehweg geführt. Auch hier trennt ein taktiler Trennstreifen Rad-
und Gehweg. Im Bereich der Einfahrt in den Busbahnhof endet der
Radweg und geht in eine Radfahrspur über, die dem Einfädeln des
Radverkehrs in den Kfz-Verkehr dient (Bild 5 "Harzweg Radwegende",
Bild 6 "Harzweg Radfahrspur"). Am Beginn der Rathenaustraße beginnt
der Radweg hinter der Fußgängerquerung und verläuft anfangs neben
der Fahrbahn auf dem Hochbord, später hinter dem Pflanzstreifen
neben dem Gehweg. Auch hier erfolgt eine taktile Trennung von Geh-
und Radweg.
Abmessungen
- Durchmesser: 30 m
- Breite der Kreisfahrbahn (Bitumdecke): 7 m
- Breite des inneren Pflasterringes: 1,5 m
- Durchmesser der Insel: 13 m
Breiten und Bögen der Ein- und Ausfahrten sind wegen der nicht genau zentrischen Lage des Kreisverkehrs den örtlichen Gegebenheiten angepasst und auf andere Standort deshalb nicht übertragbar.
3. Akzeptanz und Probleme
Trotz anfänglicher erheblicher Bedenken sowohl bei beteiligten
Behörden und Dienststellen als auch bei der Bevölkerung hat sich
diese Lösung für den Radverkehr bewährt. Radfahrer waren bisher an
keinem einzigen Unfall im Kreisverkehr und auf den Zufahrten
beteiligt. Die meisten Radfahrer nehmen die angebotene
Verkehrsführung auch an; nur ein geringer Teil benutzt regelwidrig
die Gehwege und Fußgängerquerungen.
Für den LKW-Verkehr waren die sehr engen Zufahrten und die schmale
Kreisfahrbahn zwar theoretisch konfliktfrei befahrbar, die Praxis
zeigte jedoch, dass ein großer Teil der LKW-Fahrer den Kreisverkehr
ohne die erforderliche Sorgfalt durchfuhr und die hinteren Achsen
von größeren Anhängern und Sattelaufliegern die Borde der Insel und
der Ausfahrten überfuhren. Deshalb wurden im Jahr 2000 in den Ein-
und Ausfahrten und im Inneren des Kreisverkehrs
Fahrbahnverbreiterungen durch Pflasterstreifen durchgeführt (Bild 7
"Insel innerer Pflasterstreifen").