Diskussionsabende in Graz
Mobilitätssalons zur kreativen Entkräftung des Mythos "Radfahren ist gefährlich"

Projektidee
Die Abteilung für Verkehrsplanung der Stadt Graz organisierte eine Diskussionsreihe mit Experten und Stakeholdern. Gegenstand waren oft kolportierte Mythen und Killerargumente, die meist gegen umwelt- und sozialverträgliche Mobilitätslösungen angeführt werden. Auf diesem Wege sollte das Bewusstsein für eine nachhaltige Mobilität gesteigert werden. An unterschiedlichen ausgewählten Orten in der Stadt wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit geboten, sowohl mit Fachleuten als auch untereinander zu diskutieren und Meinungen auszutauschen.
Das Angebot richtete sich an verschiedene Zielgruppen: Medienvertreter, Personen aus Wirtschaft und Sozialpartnerschaften und vor allem Bürgerinnen und Bürger als diejenigen, die am Verkehr teilnehmen und Meinungsbildner sind, waren zu den Veranstaltungen eingeladen.
Die Reihe der Mobilitätssalons und Diskussionsabende, die im Herbst
2012 umgesetzt wurde, umfasste 5 Veranstaltungen. Die Themen der
einzelnen Diskussionsrunden waren:
- Mythos 1: Radfahren ist gefährlich.
- Mythos 2: Am Shared Space muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
- Mythos 3: Unsere Verkehrsanliegen landen im Mistkübel
- Mythos 4: Die Grüne Welle löst alle Probleme
- Mythos 5: Ohne Autos stirbt die Innenstadt
Durchführung der Veranstaltungsreihe
Das Projekt wurde von der Forschungsgesellschaft Mobilität - Austrian Mobility Research, FGM-AMOR, Gemeinnützige GmbH konzipiert und durchgeführt. Die Bewerbung der Veranstaltungen erfolgte durch Flyer, Anzeigenschaltung in Tageszeitungen und im Internet, Beiträge in Radiosendern, auf einer eigenen Seite auf Facebook und durch eine eigene Projekt-Homepage (www.graz.at/verkehrsmythen).
Die Diskussionsabende fanden als "Mobilitätssalons" jeweils an einem anderen, öffentlich zugänglichen Ort (z.B. Caféhaus, Bike-Shop) statt. Der Besuch dieser Diskussionsrunden war kostenlos. Jeder Abend wurde von einem/r anderen Moderator/in, aus Printmedien oder Radio bekannt, moderiert.
Als Auftakt wurde jedes Thema ca. 10 Minuten lang durch ein Improvisationstheater eingeführt. Das Publikum durfte vor der Veranstaltung Statements zum Thema liefern, die als Grundlage des Schauspiels dienten. Danach folgte eine Podiumsdiskussion, bei der Expertinnen und Experten ihre Sichtweisen auf den Mythos des Abends darlegten und das Publikum die Möglichkeit hatte, Fragen einzubringen. Darüber hinaus lagen im Mobilitätssalon Folder aus, in denen der jeweilige Mythos mit stichhaltigen Argumenten entkräftet wurde. Nach der Veranstaltung konnte bei einem kleinen Imbiss in gemütlicher Runde weiterdiskutiert werden.
Wesentliche Ergebnisse jeder Veranstaltung, Fotos und Argumente zur Entkräftigung des jeweiligen Mythos wurden auf der Projekt-Homepage dokumentiert:www.graz.at.
Die Veranstaltung zum Mythos "Radfahren ist gefährlich"
Die erste Veranstaltung aus der Reihe setzte sich mit dem Mythos "Radfahren ist gefährlich" auseinander, der im Bewusstsein Vieler tief verankert ist: Man beschwert sich über rücksichtslose Autofahrer/-innen, schmale Radwege und unübersichtliche Kreuzungen. "Radfahren ist gefährlich!" schreibt die Presse, sagen verängstigte Eltern zu ihren Kindern, hört man von einigen Unfallchirurgen. "Falsch!", meinen Alltagsradelnde, Sportbegeisterte und Gesundheitsfreaks: "Radfahren ist sicherer als auf eine Leiter zu klettern." Was ist wahr, was falsch? Unter diesem Ausgangspunkt wurde in den Mobilitätssalon eingeladen.
Der Mobilitätssalon gastierte im "Atelier Stadtrad", wo Schrotträder zu neuwertigen Fahrrädern für den täglichen Gebrauch recycelt und darüber hinaus eine Bar betrieben und Veranstaltungen durchgeführt werden. Auf dem Podium waren: DI Martin Blum (Radverkehrsbeauftragter der Stadt Wien), Univ.-Prof. Dr. Michael E. Höllwarth (Präsident von "Große schützen Kleine"), Birgit Gossar und Martin Peinsold (Fahrradpolizei Graz), Dr. Klaus Renoldner (Allgemeinmediziner und passionierter Radfahrer), Maria Bradler (Alltagsradlerin). Insgesamt besuchten ca. 30 Personen den Diskussionsabend.
Fazit des Abends war, dass sich die anwesenden Radlerinnen und
Radler keineswegs unsicher oder durch andere
Verkehrsteilnehmer/-innen gefährdet fühlen. Ein wesentliches Thema
war darüber hinaus, ob nicht eine Helmpflicht für den Radverkehr in
Österreich eingeführt werden sollte. Zu diesem Punkt konnte keine
Einigkeit in der Diskussion gefunden werden. Die Fahrradpolizei
berichtete aus ihrem Alltag. Die beiden anwesenden
Radpolizist/-innen vertraten die Meinung, dass die Disziplin aller
am Verkehr teilnehmenden besonders hochgehalten werden müsse, um
maximale Sicherheit für den Radverkehr gewähren zu können.
Grundsätzlich wurde festgehalten, dass die wahrgenommenen
Gesundheitsvorteile durch das Radfahren bei weitem gegenüber den
Befürchtungen bezüglich der Gefährlichkeit des Radfahrens
überwiegen.
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