Nutzungskonflikte und verkehrliche Wirkungen
Mikromobilität auf Geh- und Radwegen (MMoNK)

Für die einen sind E-Tretroller ein wichtiger Baustein der Verkehrswende, für andere sind sie Spaßmobile oder gefährliche Stolperfallen. Insbesondere in den Innenstädten größerer Städte sind sie Teil des Stadt- und Straßenbildes geworden – teils mit resultierenden Herausforderungen für andere Verkehrsteilnehmende.
Mit Inkrafttreten der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung zum 15. Juni 2019 wurden die Voraussetzungen geschaffen, ein neues Verkehrsmittel in den Städten einzuführen. Zahlreiche Anbieter sind seitdem in größeren Städten mit tausenden Leih-Tretrollern vertreten. Aufgrund der Neuartigkeit der Fahrzeuge sind in Deutschland sowie im Ausland noch zahlreiche Fragen zum Zusammenspiel der Mikromobilität als neuem Mobilitätswerkzeug und dem System der aktiven Mobilität offen. Das Projekt bearbeitet im Wesentlichen drei Themenkomplexe:
- In erster Linie sind es Fragen zu den direkten und indirekten Konfliktpotenzialen zwischen aktiver Mobilität (Fuß- und Radverkehr) und elektrischer Mikromobilität,
- darüber hinaus werden Fragen zur verkehrlichen Wirkung der neuen Angebote beantwortet und
- darauf aufbauend Empfehlungen zu den geeigneten planerischen, kommunikativen und ordnungspolitischen Regulierungsinstrumenten der neuen Angebote abgeleitet.
Dafür werden mit interaktiven Befragungsmethoden, Datenanalysen, Fallstudien und der videogestützten Analyse von Konflikten zwischen Elektrokleinstfahrzeugen und anderen Verkehrsteilnehmern mehrere Methoden kombiniert. Somit soll das Projekt helfen, ein geregeltes Miteinander verschiedener Verkehrsmittel zu ermöglichen und das Ausrollen der neuen Mobilitätsangebote zu begleiten. Die Erfahrungen aus europäischen Pionierstädten sowie bei der Einführung stationsloser Leihradsysteme zeigen, dass eine gute Kenntnis der Wechselwirkungen sowie eine entsprechende Gestaltung des Hochlaufs die Konfliktpotenziale innerhalb des Umweltverbunds minimieren können. Der räumliche Fokus liegt auf urbanen Straßenräumen in Großstädten.
Das Projekt wird von zwei Instituten des Deutsche Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), dem Institut für Verkehrsforschung (VF) sowie dem Institut für Verkehrssystemtechnik (TS), und dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) bearbeitet und vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert (BMVI).
Arbeitsplan
AP 1: Literaturanalyse und bisherige Erfahrungen (Difu)
AP 2: Europäische Fallstudien (DLR-VF/Difu)
AP 3: Deutsche Modellkommunen (DLR-VF/Difu)
AP 4: Videoanalyse in einer Modellkommune (DLR-TS)
AP 5: Kommunale Workshops (Difu)
AP 6: Synthese, Öffentlichkeitsarbeit, Dissemination (DLR-VF/Difu/DLR-TS)
AP 7: Evaluation und Projektmanagement (DLR-VF/Difu/DLR-TS)
Ergebnisverwertung
Durch MMoNK werden vielfältige Erkenntnisse zu Interaktionen zwischen Zufußgehenden, Radfahrenden und Elektrokleinstfahrzeugen erwartet. Anwendergruppe der Ergebnisse ist die Vielzahl der Kommunen im Bundesgebiet. Ihnen wird mit den Projektergebnissen eine Handlungsgrundlage für den zielgerichteten Umgang gegeben. Der Transfer der Ergebnisse in die kommunale Praxis ist ein zentrales Anliegen des Projekts. Produkt ist ein Factsheet, das die Projektergebnisse sowie kommunale Handlungsmöglichkeiten und Empfehlungen übertragbar und mit Fokus auf weitere Anwendungsfälle zusammenfasst. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Aufbereitung geeigneter planerischer, ordnungspolitischer Instrumente, die Städten und Kommunen zur Verfügung stehen. Anhand dieser klaren Handlungsoptionen ist eine einfache Übertragung der Ergebnisse auf andere Kommunen in unterschiedlichen Räumen gewährleistet. Weiterhin werden Projektergebnisse auf Expertenworkshops, Veranstaltungen des BMVI wie dem Nationalen Radverkehrskongress oder der Fahrradkommunalkonferenz aber auch auf internationalen Konferenzen und in dem renommierten Fachmagazinen mit Peer-review Verfahren präsentiert und so dem Fachpublikum zugänglich gemacht. Es wird untersucht, inwieweit gewonnene Erkenntnisse in die Richtlinienarbeit zur Verbesserung der Verkehrssicherheit mit besonderem Fokus der Ausgestaltung von Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur einfließen können, um Anzahl und Schwere der im Verkehr getöteten und schwerverletzten Personen zu reduzieren.
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