Implementierungsleitfaden für Wirtschaft und Kommunen
Lastenraddepot: Bürger*innen- und Verkehrsgerechte Implementierung von Innenstadtdepots für Lastenfahrräder

Ausgangssituation und Ziele des Projekts
Lastenräder haben das Potenzial zur Substitution von 25% [1] der heutigen innerstädtischen Lieferfahrten. Das Einrichten von Innenstadtdepots für Lastenräder ermöglicht die Lagerung und den Umschlag von Waren für die anschließende Verteilung per Lastenrad in der Stadt. Ziel dieses Vorhabens war die Entwicklung eines modellhaften Leitfadens zur Implementierung von Innenstadtdepots entsprechend der logistischen Anforderungen, unter Gewährleistung eines optimalen Verkehrsflusses und hoher Akzeptanz durch die Bürger*innen. Mit einem interdisziplinären, nicht-investiven Forschungsdesign wurden geeignete Gestaltungsformen von Umschlagsknoten und Straßenräumen für Lastenräder entwickelt, modelliert, simuliert und in Befragungen getestet.
Das Vorhaben stellt im Sinne des Nationalen Radverkehrsplans 2020 die Verbesserung der Verkehrsqualität, die Sicherung nachhaltiger Mobilität, eine breite Anwendbarkeit der Ergebnisse und die Generierung neuer Erkenntnisse in den Vordergrund. Es sollten dabei mehrere Forschungslücken zu der Wirkung von Lastenradumschlagsknoten auf den Verkehrsraum sowie zu deren bürger*innengerechte Gestaltung überwunden werden. Innerhalb der Durchführung kam als Ziel die Erzeugung eines generalisierbaren Planungswissens für kommunale Planer*innen hinzu um die Etablierung befördern zu können.
Projektdurchführung
Im Vorhaben werden die oben beschriebenen Aspekte mit einem interdisziplinären Forschungsdesign untersucht (s. Abbildung zum Ablauf des Projekts in der Bildergalerie).
Das Projekt startete im August 2017 und dauerte regulär zwei Jahre. Zu Projektende wurde im Rahmen der 1. Radlogistikkonferenz eine Abschlusskonferenz durchgeführt. Die Projektdurchführung oblag zu gleichen Teilen dem Lehrstuhl für Logistik und dem Lehrstuhl Umweltpsychologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Die Durchführung wurde durch einen Projektbeirat aus Praxis und Wissenschaft evaluiert und unterstützt.
In der ersten Projektphase wurde seitens des Lehrstuhls Logistik ein Simulationsmodell für den Verkehrsraum um ein Lastenraddepot entwickelt. Hierfür werden Fragen des optimalen Standortes sowie mögliche Szenarien der Verkehrswirkung und Infrastruktur berücksichtigt. Durch reale Testfahrten mit Lastenrädern im Galileo-Testfeld im Magdeburger Wissenschaftshafen wurden das Fahrverhalten und die Wahrnehmung des Verkehrsraums bei Lastenradfahrer*innen erhoben. Gleichzeitig wurden vom Lehrstuhl Umweltpsychologie anhand qualitativer Interviews mit Expert*innen (z.B. Personen aus Kommunen mit Umsetzungserfahrung, Lastenradexpert*innen, Lastenradfahrer*innen) und Bürger*innen mögliche Vorbehalte und förderliche Faktoren für die Akzeptanz eines innerstädtischen Lastenraddepots identifiziert. Darauf aufbauend wurde ein Fragebogen für eine repräsentative Stichprobe der Stadtbevölkerung in Deutschland entwickelt, in den aus dem Simulationsmodell des Lehrstuhls Logistik abgeleitete Szenarien, grafisch aufbereitet, Eingang gefunden haben. Damit wurden bestimmte Konfigurationen von lastenradgerechten Verkehrsräumen ermöglicht.
In der zweiten Projektphase wurde durch Simulation und Auswertung des Verkehrsraummodells durch den Lehrstuhl Logistik eine schrittweise Optimierung an logistik- und verkehrsbezogene Anforderungen erreicht. Die quantitative Befragung von Stadtbewohner*innen durch den Lehrstuhl Umweltpsychologie lieferte Kernergebnisse zu den wahrgenommenen Barrieren und förderlichen Faktoren hinsichtlich einer entsprechenden Umsetzung.
Aus den resultierenden logistik-, verkehrs- und akzeptanzbezogenen Erkenntnissen wurden in der dritten Phase gemeinsame Empfehlungen abgeleitet, die in einen Handlungsleitfaden überführt wurden. Diesen Leitfaden sollen wirtschaftliche bzw. gesellschaftliche Akteure wie logistisch tätige Unternehmen, Planer*innen und Kommunen direkt in der Praxis anwenden können.
Durch Einbindung eines Projektbeirats in allen Projektphasen wurden Qualität, Praxisrelevanz und Übertragbarkeit der Erkenntnisse sichergestellt. Die Mitglieder des Projektbeirats kamen als Expert*innen in den Workshops an den Meilensteinen M0, M2 und M3 (vgl. Abbildung) zusammen. Mitglieder des Projektbeirats waren Abgesandte der folgenden Organisationen:
- Cargobike.jetzt
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
- DPD Deutschland GmbH
- PedalPower Schönstedt&Busack GbR
- United Parcel Service (UPS)
- Zentrum für angewandte Psychologie, Umwelt- und Sozialforschung (ZEUS GmbH)
- Clac / neomesh GmbH
- Landeshauptstadt Köln, Amt für Verkehrsplanung.
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[1] Reiter, Karl, Wrighton, Susanne & Rzewnicki, Randy 2014. Potential to shift goods transport from cars to bicycles in European cities. Cyclelogistics Moving Europe forward. www.cyclelogistics.eu.
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