Schülerverkehr
Kampagne "Cycle and Walk to School"

1. Hintergrund
In westlichen Ländern, insbesondere in Europa, werden mehr und mehr Schüler mit dem Auto von ihren Eltern zur Schule gefahren, statt den Schulweg selbständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Dies trägt nicht nur zur allgemeinen Umweltbelastung bei, sondern zu einer gesundheitsschädigenden Verstärkung der Verkehrsbelastung im Umfeld der Schulen. Darüber hinaus führt die mangelnde körperliche Bewegung zur Zunahme des durchschnittlichen Körpergewichts von Kindern und Jugendlichen.
In Linköping (Schweden) wurde deshalb eine Studie zum Schulwegverhalten von Schülern durchgeführt, die durch ein Programm von unterschiedlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsbelastung in der Umgebung von Schulen ergänzt wurde. Die Verkehrssituation hat sich daraufhin an vielen Schulen verbessert. Zusätzliche Maßnahmen, finanziert durch kommunale Investitionen, sind in der Nähe von weiteren Schulen noch geplant.
Das Projekt "Cycle and Walk to school", ein Teil des Maßnahmenprogramms der Gemeinde Linköping, war ausschließlich auf Schulen ausgerichtet und zielte darauf ab, Anreize für eine Erhöhung der körperlichen Aktivitäten von Schülern zu geben. Außerdem sollten die Schülerinnen und Schüler selbst zur Verbesserung der verkehrlichen Situation rund um ihre Schulen beitragen. Dies kann u.a. erreicht werden, wenn sie in einem größeren Ausmaß als bisher mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß zur Schule gehen.
2. Projektdurchführung
Projektbeschreibung
Die Zielgruppe des Schulprojektes "Cycle an Walk to school" waren Schülerinnen und Schüler im Alter von 10 bis 13 Jahren. Durch spezielle Anregungen, die die Schülerinnen und Schüler zur Nutzung des Fahrrades oder der eigenen Füße für den Schulweg animiert haben, konnte innerhalb der acht Projektwochen die Anzahl der Autos und die damit einhergehende Umweltbelastung in der Umgebung von Schulen reduziert werden. Alle vierzehn Tage wurde die Strecke der zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege der gesamten Klasse in Kilometern registriert und in einer Weltkarte eingezeichnet. Die Schüler konnten so anschaulich sehen, welche Distanzen sie in dieser Zeit zurückgelegt hatten. Ziel war es, im Laufe des Projekts eine möglichst große Strecke zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu überwinden und im Ergebnis haben die Schüler auf dem Schulweg dreimal den gesamten Globus umrundet.
Während des Projekts erhielten die Schüler im Unterricht zusätzliche Informationen über die verschiedenen Aspekte des Verkehrs und der Verkehrssicherheit. Neben diesen Themen wurden außerdem Informationen über die neuen Rechtsvorschriften der Helmpflicht vermittelt, die in Schweden im Jahr 2005 eingeführt wurde. Eines der Schwerpunktthemen war dabei die Sicherheit im Straßenverkehr. Dazu wurden die Fahrräder der Schüler inspiziert und Aufkleber mit dem Text "sicheres Fahrrad" an Schüler vergeben, deren Fahrräder den Anforderungen der Verkehrssicherheit entsprachen. Darüber hinaus wurden die Vorteile des Fahrrades für den Umweltschutz und die Auswirkungen des Autos auf die Umwelt, die Bedeutung der gesundheitlichen Förderung durch die Nutzung des Fahrrads sowie die Wichtigkeit der täglichen Übung für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr besprochen.
Das Projekt "Cycle und Walk to school" wurde stark durch die regionalen Schulen in Linköping unterstützt, so dass 18 Schulen und über 2.500 Schüler an dem Projekt teilnahmen. Das Schulprojekt war somit das größte und erfolgreichste, das bisher in einer schwedischen Stadt durchgeführt wurde.
Prognostizierte Ergebnisse
"Cycle and Walk to school" war ein einzigartiges Projekt, von dem
viel erwartet wurde. Die ersten Schulen, die am Projekt im Herbst
2005 teilnahmen, haben alle positiv reagiert, so dass das Projekt
mit weiteren Schulen im Frühjahr 2006 wiederholt wurde.
Erfahrungen aus anderen, ähnlichen, aber kleineren Projekten, die
vom Träger durchgeführt wurden, zeigten, dass die Zahl der Eltern,
die ihre Kinder mit dem Pkw zur Schule brachten, um 70 Prozent
reduziert werden konnten.
Folgende Ergebnisse sollten durch das Schulprojekt erzielt
werden:
- Eine stärkere Nutzung der Fahrräder
- Mehr Wissen über die ökologischen Auswirkungen von kurzen Fahrten mit Pkws (wie z.B. die kurze Anfahrt zur Schule)
- Reduzierung der Anzahl der Pkws zur Schule
- Verstärkte Nutzung der Helme
- Besseres Verständnis über den Verkehr und die Verkehrssicherheit
- Verbesserten Gesundheitszustand der Schüler
- Sichere und straßenverkehrstaugliche Fahrräder
Organisation
Das Schulprojekt ist ein Teilprojekt des Baltic Sea Cycling Projekts (BSC), das in Zusammenarbeit von Schweden, Norwegen, Lettland, Litauen, Polen und Mecklenburg-Vorpommern die Förderung des Radverkehrs vorantreiben will. Die Träger des Schulprojekts arbeiteten eng mit dem Mobilitäts-Management-Büro der Stadt Linköping (TEMP) zusammen. Gemeinsam konnten sämtliche Ressourcen und Erfahrungen gebündelt werden, um dieses Schulprojekt zum Erfolg zu bringen.
Öffentlichkeitsarbeit
Der Stadtrat in Linköping publiziert ein eigenes Stadtmagazin
genannt "DIALOG", das an jeden Haushalt verteilt wird und
regelmäßig die Bürger zu verschienenden Themen in der Gemeinde
informiert - so auch zum Schulprojekt.
Massenmedien, sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene,
hatten ein großes Interesse am Schulprojekt gezeigt. Schwedische
Radio- und TV-Sender berichten ausführlich über das Projekt. Auch
das Lokalfernsehen hat mehrmals eine Sendung zum Schulprojekt
ausgestrahlt. Die lokale Zeitung "Östgötacorrespondenten"
veröffentlichte einmal pro Woche auf jeweils einer halben Seite die
Ergebnisse der Schüler, indem nicht nur die bereits zurückgelegte
Entfernung rund um die Welt festgehalten, sondern auch der Anteil
an Kohlendioxid genannt wurde, der durch die Aktion eingespart
werden konnte.
Umsetzungsplan des Projekts
Januar 2005
- Zusammenstellung des detaillierten Plans für das Projekt
- Herstellung von verschiedenen Materialien, um das Projekt ausreichend zu vermarkten
Februar-April 2005
Marketing des Projekts:
- Treffen mit den leitenden Angestellten der Schulen
- Treffen mit den Lehrern in den städtischen Schulen mit Schülern im Alter von 10 bis 13 Jahren
- Treffen mit den Massenmedien
- Treffen mit den Unternehmen, die möglicherweise an dem Projekt interessiert sind
Anmeldeschluss der Schulen zur Teilnahme am Projekt war Ende April. Außerdem wurde im April verschiedenes Lernmaterial für die Schüler zusammengestellt.
April-Mai 2005
Ausbildung von Lehrern und Schülern zu den Themen:
- Verkehr und Verkehrssicherheit
- Umweltaspekte
- gesundheitlichen Aspekte
- Rechtsvorschriften über Helmpflicht
- Trainingseinheiten
- Sicheres Fahrrad
Es wurde ein Fragebogen für die Schüler vorbereitet, der ihr Mobilitätsverhalten im Alltagsverkehr und auf dem Schulweg analysierte. Außerdem wurde mit den Schülern eine Anzeigen-Kampagne durchgeführt, in der Zitate von Schülern gesammelt wurden, warum das Auto nicht der tägliche Zubringer zur Schule sein sollte.
Juni -August 2005
Zusammenstellung von Material für die Durchführung von Schulaufführungen
August 2005
Öffentlichkeitsarbeit über die Medien zu den Themen:
- Auswirkungen körperlicher Inaktivität
- Mobilitätsverhalten auf dem Schulweg
- Präsentation des Fragebogens
August-September 2005
Fortsetzung der Ausbildung der Schüler (siehe oben)
September-Oktober 2005
Erste Umsetzungsphase des Projekts in den ersten Schulen
November 2005
- Fragebogen an die Schüler ausgeteilt
- Endspurt der ersten Durchführungsphase
November-Dezember 2005
- Zusammenstellung der Ergebnisse und Teil-Evaluierung
April-Mai 2006
- Durchführung der zweiten Phase des Projekts für alle Schüler und Schülerinnen, die im Herbst 2005 noch nicht teilgenommen haben
Juni 2006
- Zusammenstellung und Auswertung der Ergebnisse des Projekts
3. Ergebnisse
Zur Evaluierung wurden die Eltern der teilnehmenden Schüler und Schülerinnen nach der Schulaktion zum Pendeln zwischen Schule und Zuhause befragt. Zur Kontrolle wurden zusätzlich Eltern von zwei nicht-teilnehmenden Schulen zum selben Sachverhalt befragt. Im Ergebnis verringerte sich nach der Schulaktion die Zahl derer, die Ihre Kinder mit dem Pkw zur Schule brachten um rund 40 Prozent. In den zwei anderen Schulen blieben die kurzen Pkw-Fahrten zur Schule hingegen unverändert.
Diese kurzen Entfernungen von Zuhause zur Schule, die die Schüler zu Fuß oder mit dem Fahrrad innerhalb von acht Wochen zurückgelegt haben, ergeben addiert 132.090 Kilometer Strecke. Wären die Schüler innerhalb dieser acht Wochen weiterhin mit dem Pkw von Ihren Eltern zur Schule gebracht worden, wären mehr als 31 Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre emittiert worden. Das Projekt trägt somit einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz.
Das Schulprojekt wurde während sowie nach seiner Durchführung auf
folgenden Veranstaltungen präsentiert:
- ECOMM 2006 in Groningen
- VeloCity 2007 in München
- ADFC 2007 in Rostock
- Baltic Sea Cycling 2005-2007
Letztlich fand die Projektidee in zahlreichen schwedischen und
ausländischen Städten ihre Umsetzung.
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