NorisBike
Fahrradverleihsystem für Nürnberg

Projektziel, Konzept und Umsetzung
Verknüpfung Fahrradverleihsystem und ÖPNV
Das Fahrradverleihsystem ergänzt das ÖPNV-Angebot der Stadt Nürnberg. Die Möglichkeit, ein Fahrrad in der Kombination mit Bussen oder Bahnen und als Lückenschluss in der Wegekette nutzen zu können, erhöht die Flexibilität und das Image des ÖPNV. Das Fahrradverleihsystem zielt insbesondere auf einen Lückenschluss in der ÖV-Wegekette ab, um ein Umsteigen vom MIV auf den ÖPNV und das Fahrrad attraktiver zu machen und so den MIV zu reduzieren. Die Stadt Nürnberg sieht im Fahrradverleihsystem außerdem eine Maßnahme, die zur Imageverbesserung und zu einer vermehrten Nutzung des Fahrrades im Alltag beitragen kann.
Räumliche Abgrenzung Modellgebiet
Das Modellgebiet für das öffentliche Fahrradverleihsystem der Stadt Nürnberg erstreckt sich über das rund 2.300 ha große Gebiet innerhalb der Ringstraße B4R. Darüber hinaus wurden die Gewerbegebiete Nordostpark und Südwestpark sowie das Freizeit- und Veranstaltungsgelände rund um den Dutzendteich integriert. Damit ergibt sich ein Netz, das Fahrradverleihstationen im Abstand von etwa 1 km und einem Einzugsradius von ca. 500 m vorsieht. In 2012 wurde das Modellgebiet über den Ring hinaus erweitert.
Netzstruktur und Dichte der Fahrradleihstationen
Geplant waren 65 feste Verleihstationen an allen wichtigen Haltestellen, an sonstigen zentralen Standorten sowie an wichtigen Einkaufs-, Freizeit- und Tourismuseinrichtungen mit insgesamt 750 Leihrädern. In 2012 wurde das Verleihsystem auf 75 Stationen mit 810 Leihrädern erweitert. Nach dem Förderzeitraum wurden zwei weitere Stationen in Lauf a.d. Pegnitz aufgebaut, die durch die Stadt Lauf finanziert wurden.
Projektpartner
Als Kooperationspartner bei der Durchführung des Modellversuchs
konnte die Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg (VAG), eine
Tochtergesellschaft der Stadt Nürnberg, die den öffentlichen
Nahverkehr in Nürnberg betreibt, gewonnen werden. Damit konnte eine
erste Verknüpfung zwischen ÖPNV und Verleihsystem geschaffen
werden.
Das Konzept beinhaltet durch die Lage der Standorte und die
Tarifstruktur eine enge Verzahnung mit dem ÖPNV. Es wurde mit der
Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) abgestimmt. Wichtige Partner von
NorisBike sind auch die beiden Betreiber der Gewerbegebiete
Südwestpark und Nordostpark, die das Projekt von Beginn an
finanziell und ideell unterstützten. Die Gewerbegebiete sind nur
durch Busse und S-Bahn an das ÖPNV-Netz angeschlossen. Das
Fahrradverleihsystem stellt für diese Gewerbegebiete in denen über
300 Betriebe mit mehr als 10.000 Arbeitsplätzen angesiedelt sind,
einen ergänzenden Standortfaktor dar.
Planung und Ablauf des Vorhabens
Die Stadt Nürnberg hat sich bei der Ausschreibung des ehemaligen
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)
für das Modellvorhaben "Innovative öffentliche
Fahrradverleihsysteme - Neue Mobilität in Städten" beworben und
unter 44 Bewerbern den zweiten Platz belegt. Am 14. Juli 2010 hat
der Stadtrat die Einrichtung eines
öffentlichenFahrradverleihsystems entsprechend dem von der
Verwaltung vorgelegten Konzept in Nürnberg beschlossen. Mittels
eines Interessenbekundungsverfahrens wurde die Firma nextbike GmbH
als geeignete Betreiberfirma ausgewählt. Sie betreibt bereits in
anderen Städten, wie z.B. in Düsseldorf, Berlin und Leipzig, ein
Fahrradverleihsystem.
Bereits im September 2010 wurden die in der Bewerbung zum
Modellversuch vorgeschlagenen Standorte weiter nach Ortsbegehungen
konkretisiert. Anschließend erstellte das Projektteam zu jeder
Station detaillierte Stationsübersichtsblätter mit Merkmalen zu den
Stationen, mit Fotos der Standortvorschläge und mit Lageplänen.
Anschließend gab es zwei Projektgruppensitzungen mit allen
betroffenen Dienststellen und Partnern, um die Ortsbegehungen
abzustimmen. Mit dem Aufbau der ersten Stationen wurde im April
2011 begonnen. Dieser erfolgte in drei Phasen. In Phase 1 wurden
die Fundamente gesetzt. In Phase 2 wurden die Bodenständer für die
Fahrräder angebracht. In Phase 3 erfolgte der Aufbau der Stelen, in
der die gesamte Kommunikationstechnik untergebracht ist.
Die Fahrradverleihstationen wurden gut in das Stadtbild eingefügt.
Die Verleihstationen wurden in einem einheitlichen Design
gestaltet. Sechs Stationen wurden in einem unauffälligen Grauton
ausgeführt, um dem örtlichen Denkmalschutz gerecht zu werden. Fünf
Verleihstationen verfügen über eine Multimediaeinheit, mit deren
Hilfe die Registrierungs- und Buchungsvorgänge leichter
durchgeführt werden können. Die Stromversorgung erfolgt hier aus
einer externen Quelle. Alle anderen Stationen sind mit Display und
Tastatur ausgestattet; die Stromversorgung erfolgt über
Solarpanele. Der Flächenbedarf der Verleihstation ist
unterschiedlich und abhängig von der Anzahl der Fahrradständer. Die
einzelnen Stationen sind mit Tafeln ausgestattet, welche die
wichtigsten Informationen zu Registrierung, Leihbedingungen und
Gebührenstruktur liefern.
Betriebsstart und Erweiterung des Verleihnetzes
Der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Dr. Peter
Ramsauer, und Nürnbergs Oberbürgermeister, Dr. Ulrich Maly, haben
am 06.05.2011 das vom Bund geförderte neue öffentliche
Verleihsystem in Betrieb genommen. Das Verleihsystem startete
zunächst mit 550 Leihrädern an 53 Stationen.
Im Oktober 2011 wurden weitere 10 Stationen in Betrieb genommen und
die Anzahl der Räder auf 700 Räder aufgestockt. Im April und Mai
2012 wurden die letzten Stationen errichtet und die restlichen
Räder verteilt, sodass alle 65 geplanten Verleihstationen
installiert waren. Ab dem Jahr 2012 wurde das System weiter
vergrößert, wobei Standorte außerhalb der Ringstraße neu
erschlossen wurden. Bei der Festlegung der neuen Standorte wurde
auch die Bevölkerung in Form einer online-Abstimmung mit
einbezogen. Neben den vom ehemaligen BMVBS geförderten 72 Stationen
wurden zwei Stationen von Unternehmen finanziert, eine Station von
der Stadt Stein. Im August 2013 wurden zwei Stationen in Lauf a.d.
Pegnitz aufgebaut, die durch die Stadt Lauf finanziert wurden.
Somit umfasst das Verleihsystem mittlerweile 77 Stationen und ist
in nur zwei Jahren über die Nürnberger Stadtgrenze hinaus
gewachsen.
Nutzungsabläufe, Registrierung und Tarife
Vor der ersten Benutzung muss man sich einmalig registrieren. Dies
geht wahlweise an der Bediensäule jeder Verleihstation, auf der
Internetseite www.norisbike.de, per Telefon unter 030/69205046 oder
persönlich bei der Tourist Information. Ausleihe und Rückgabe der
Räder erfolgen mittels Kundenkarte oder durch Eingabe der
Handynummer und dem PIN-Code, telefonisch oder per App. Abgerechnet
wird jeweils in Zeitintervallen von 30 Minuten. Der Nutzer teilt
das Kennzeichen des von ihm gewünschten Rades mit, woraufhin ihm
die Kombination für das Zahlenschloss mitgeteilt wird.
Smartphone-Nutzer profitieren darüber hinaus von Standorterkennung
und Umgebungskarten. Nach der einmaligen Registrierung ist darüber
hinaus auch eine Ausleihe von Fahrrädern von nextbike betriebenen
Fahrradverleihsystemen in anderen Städten möglich.
Da im Winter an wenig frequentierten Stationen die technischen
Komponenten aus den Stationen ausgebaut werden, ist in diesem
Zeitraum eine Ausleihe über die Terminals nicht möglich. Die Nutzer
können jedoch weiterhin telefonisch, per App oder durch einscannen
den an den Fahrrädern angebrachten QR-Code ein Fahrrad
ausleihen.
Erfahrungen und bisherige Bilanz
Bis zum Jahr 2013 wurde das System auf 77 Verleihstationen mit insgesamt 810 Leihrädern ausgebaut. Mittlerweile deckt das Bediengebiet einen Großteil des bebauten Nürnberger Stadtgebietes sowie einige zentrumsfernere Gewerbeparks und ein großes Freizeit- und Veranstaltungsgelände ab. Hinzu kommt die erwähnte Station in Stein und Lauf an der Pegnitz. Die durchschnittliche Stationsdichte im Bediengebiet liegt bei 0,8 Stationen pro Quadratkilometer. Im Kerngebiet ist das Stationsnetz verdichtet (8,2 Stationen pro km2).
Tarifsystem und Außendarstellung
Der Normaltarif von NorisBike liegt bei einem Euro für dreißig Minuten Ausleihzeit, ideal für Gelegenheitsnutzer. Darüber hinaus bietet nextbike den so genannten RadCard-Tarif für Vielfahrer an. Dieser kostet vier Euro je Monat, die ersten 30 Minuten je Fahrt sind dabei kostenlos. Für Zeitkarteninhaber der VAG waren im Modellzeitraum die ersten 30 Minuten jeder Fahrt kostenlos, danach fiel eine ermäßigte Gebühr von 0,50 je weitere halbe Stunde an. Seit April 2014 fällt für diese Kundengruppe im RadCard-Tarif eine monatliche Gebühr von zwei Euro an.
Nachfrage und Nutzungsdetails
Pro Monat kann NorisBike durchschnittlich knapp 4.800 Ausleihvorgänge verzeichnen. Dabei war ein stetiger Anstieg der Nutzerzahlen in den Jahren 2011 bis 2013 zu beobachten: von durchschnittlich etwa 3.700 Ausleihen pro Monat im ersten Betriebsjahr (Mai bis Dezember) und 4.000 im zweiten Betriebsjahr auf annähernd 4.600 monatlichen Ausleihvorgängen im Jahr 2013. Seit 2014 stagnieren die Ausleihvorgänge. Sie lagen 2014 bei rund 4.200 Ausleihen je Monat und 2015 im Zeitraum Januar bis einschließlich November bei 3.300 Ausleihen je Monat. Die mittlere Ausleihdauer (für Fahrten unter 8 Stunden) liegt bei 40 Minuten.
Ausblick
Die nextbike GmbH plant ein so genanntes virtuelles System in der Innenstadt. Dabei sollen an fest definierten Standorten innerhalb der Altstadt Fahrräder frei aufgestellt werden. Die Kunden können diese Standorte in der App sowie im Web ebenso sehen, wie die bereits existierenden Standorte und diese telefonisch oder per App ausleihen und zurückgeben. Dadurch soll das Verleihsystem im Zentrum verdichtet werden.
Steckbrief
- Name: NorisBike
- Betreibermodell: nextbike GmbH im Auftrag der Stadt Nürnberg
- Aufgabenträger: Stadt Nürnberg
- Starttermin: 06. Mai 2011
- Anzahl Fahrräder: 810 Fahrräder
- Anzahl Stationen: 74 Stationen
- Fahrzeug: Nextbike mit Werbefläche
- Merkmale/Typ: Ziel ist eine ÖPNV-Ergänzung mit niedrigen Zugangshürden
- Schließsystem: Zahlenschloss
- Bedienungsgebiet: Nürnberger Innenstadt, welche den inneren Ring mit rund 230.000 Einwohnern und 160.000 Arbeitsplätzen umfasst, sowie Erschließung von zwei Gewerbeparks
- Medienkampagne: ja; siehe auch "Nürnberg steigt auf"
- Zielgruppe: Berufspendler, ÖV-Nutzer, Touristen
- Registrierung: Am Terminal, im Internet, über Callcenter oder per Smartphone/mobiles Internet möglich
- Anzahl monatlicher Ausleihvorgänge: 4.100 (Durchschnitt 05/2011 12/2015)
- Letzter Stand: 12/2015
Tarife
- Normaltarif: 1 Euro pro halbe Stunde
- RadCard-Tarif: 4 Euro monatlich, ersten 30 Minuten frei, danach 1 Euro/30 Minuten
- RadCard-Tarif für Zeitkarteninhaber (VAG): 2 Euro monatlich, ersten 30 Minuten frei, danach 50 Cent/30 Minuten
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