GPS-Radverkehrsdaten für eine ganzheitliche Radverkehrsstrategie
Fahrrad-APP Region Hannover

Ausgangssituation
Die Region Hannover mit ihren 21 Städten und Gemeinden hat mit ihrem Handlungskonzept „Radverkehr umsteigen:aufsteigen“ eine umfassende Radverkehrsförderung beschlossen, damit mehr Menschen aufs Fahrrad steigen und sicher, schnell und mit Spaß vorwärtskommen. Ein Handlungsfeld ist die konsequente Verbesserung der Fahrradinfrastruktur mit dem Ausbau des interkommunalen Vorrangnetzes für den Alltagsradverkehr. Dafür wird sehr viel Geld investiert, auch beträchtliche Fördermittel des Bundes. Diese sollen zielgerichtet investiert werden, weshalb es wichtig ist, den Radverkehr besser zu verstehen.
Die herkömmlichen Methoden der Radverkehrsdatenerhebung, wie z. B. Zählstellen, sind Momentaufnahmen und lückenhaft und erstellen dadurch kein präzises Abbild der Verkehrslage, die Wegekette von A nach B fehlt. Da fast jede Person heute ohnehin mit einem Smartphone unterwegs ist, sollte diese genutzt werden und mit Hilfe einer Routing App anonymisierte GPS-Radverkehrsdaten erhoben werden. Gleichzeitig werden Anreize zum Fahrradfahren geschaffen, indem Radfahrende belohnt werden. Die so gewonnen Daten sollen helfen, das Fahrverhalten zu verstehen und können der Evaluation und somit für den zielgerichteten Ausbau des weiteren Radverkehrsnetzes sowie zur Schwachstellenanalyse dienen.
Projektdurchführung
Die Region Hannover kooperiert mit dem App- und Webtechnologie Unternehmen Bike Citizens. Im ersten Schritt wurde 2019 nach einer europaweiten Ausschreibung die Bike Citizens App als offizielle Fahrrad-App der Region Hannover den Menschen in der Region kostenlos bereitgestellt und angehalten, die App zu nutzen, um der Region wertvolle Daten über das Radverkehrsverhalten zur Verfügung zu stellen (unter Einhaltung der EU-DSGVO). Mittels Navigation konnten sie bereits bestehende, fahrradfreundliche Verbindungen kennenlernen. Das breite Spektrum an Freizeitrouten konnte zudem besser und intuitiver vermittelt werden.
In einem zweiten Schritt sollten durch verschiedene Aktionen breitere Nutzergruppen angesprochen und die Menschen motiviert werden, ihre Wege noch häufiger mit dem Rad zurückzulegen und gleichzeitig die Radfahrten häufiger aufzuzeichnen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde von Massenveranstaltungen abgesehen und Schwerpunktaktionen gesetzt. Neben der Bewerbung von Radtouren (Tour der Woche) und dem Regionsentdeckertag, stand besonders die App-basierte Bike Benefit Kampagne, ein Bonussystem mit spielerischem Ansatz, im Fokus: Vom 16. Juli bis 23. Oktober 2020. konnten Teilnehmende Bonuspunkte (Finneros) sammeln, wenn sie ihre Radfahrten mit der Bike Citizens App aufzeichneten und diese bei Partnerbetrieben gegen Benefits, wie z. B. eine kostenlose Tasse Kaffee, eintauschen. Nicht eingelöste Finneros konnten im Rahmen einer Charity-Aktion gespendet werden. Die Kommunikationsmaßnahmen wurden durch die Soulstyle GmbH unterstützt. 2.000 Teilnehmende, 72.000 Radfahrten, 31.000 Finneros und 2.000 eingelöste Benefits konnten verzeichnet werden. Aufgrund des großen Erfolgs wird die Bike Benefit Kampagne vom 17.Mai bis 22 September 2021 erneut durchgeführt.
Projekterfolge
Insgesamt wurden seit Start bereits mehr als 250.000 Radfahrten mit mehr als 1,7 Mio. geradelten Kilometer bereitgestellt. Alle Streckendaten fließen anonymisiert in die Radverkehrsanalyse und -planung der Region Hannover ein. Anlässlich des Projekts wurde eine Methodik entwickelt, um die GPS-Radverkehrsdaten von Bike Citizens anhand der Zählstellendaten aus der Region hochzurechnen. Zusätzlich liefert das GPS-Datenanalysetool, Bike Citizens Analytics, wertvolle Einblicke in das Radverkehrsverhalten (Wartezeiten an Kreuzungen, Geschwindigkeiten, bevorzugte und gemiedene Routen, u.v.m.). Bereits bei Ausschreibung wurde eine optionale Verlängerung der Beauftragung der Fahrrad-App nach Beendigung des Förderzeitraumes vorgesehen, so dass das Projekt zunächst im Jahr 2021 weitergeführt wird. Dies ist sinnvoll, um die Datengrundlage weiter zu verbessern und auf Basis dessen Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen, die den Radverkehr fördern, umsetzen zu können.
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