Römer-Lippe-Route für Alle
Barrierefreiheit im Radtourismus am Beispiel der Römer-Lippe-Route

Einleitung
Flussbegleitende Radfernwege erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit bei Fahrradtouristen. Gleichzeitig spielt heutzutage die Barrierefreiheit - insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels - eine immer bedeutendere Rolle für eine inklusive Gesellschaftsentwicklung. Dies gilt auch für touristische Produkte, denn sowohl Menschen mit Behinderungen als auch Senioren oder Familien mit kleinen Kindern sind im Urlaub und in der Freizeit zumindest teilweise auf barrierefreie und somit entsprechend komfortable Angebote angewiesen. Für Radfernwege mit ihren komplexen Rahmenbedingungen aus Wegeinfrastruktur, Beschilderung, Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben sowie Radserviceangeboten stellen sich bezüglich der Bedürfnisse der genannten Zielgruppen nochmals spezielle Anforderungen.
Durchführung
Entstehung der Projektidee
Wie barrierefrei ist die Römer-Lippe-Route? Um diese Frage zu beantworten, kamen der Behinderten-Sportverband Nordrhein-Westfalen e.V., der Radsport-Verband NRW sowie die Ruhr Tourismus GmbH zusammen und konnten die Paralympics-Siegerin (1992) Lily Anggreny und die seinerzeit amtierende Paratriathlon-Weltmeisterin Nora Hansel als Testfahrerinnen gewinnen. Zusammen waren die beiden im April 2014 von Detmold bis Xanten unterwegs und prüften die Römer-Lippe-Route (RLR) hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit. Dies war der Grundstein für die weitere Fokussierung des Themas "Barrierefreiheit im Radtourismus", woraus schließlich der Projektantrag zum EFRE-Projekt der Kooperationsgemeinschaft Römer-Lippe-Route hervorging.
Kooperationsgemeinschaft
Das Thema Barrierefreiheit wurde in allen Anrainerregionen der RLR – auch auf kommunaler Ebene und Kreisebene – als wichtig erachtet und erhält im Rahmen vieler Projekte bereits eine hohe Aufmerksamkeit. Neben dem Projekt "Reisen für Alle" wurde das Anliegen auch durch den Behinderten- und Rehabilitationssportverband NRW (BRSNW) sowie durch die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe fachlich und ideell unterstützt. Der Tourismus für Alle Deutschland e.V. (NatKo = Nationale Koordinationsstelle Tourismus für Alle e.V.) begleitete das Projekt fachlich.
Die Römer-Lippe-Route hat sich den Herausforderungen gestellt
Die RLR hat sich zwischen 2016 und 2019 den verschiedenen Herausforderungen gestellt und zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Dadurch wurden die gesetzten Projektziele nicht nur erfüllt sondern sogar übertroffen. Folgende Projektziele wurden vor Projektbeginn definiert:
1. In Zusammenarbeit mit "Reisen für Alle" sollen einheitliche und praktikable Vorgaben zum Abbau von Barrieren im Radtourismus definiert bzw. bestehende Standards weiterentwickelt werden
2. Es sollen einzelne Abschnitte (2-3) barrierefrei gestaltet werden z.B. durch:
- Optimierung der Infrastruktur
- Informations- und Zertifizierungsangebote für Leistungsträger
- Entwicklung barrierefreier Medien und eine umfassende Vermarktung
- Beispielhafte barrierefreie Einrichtungen
3. Erstellung eines Leitfadens für weitere touristische Akteure
Zertifizierung "Reisen für Alle" und Broschüre "Römer-Lippe-Route für Alle"
Als erster Radfernweg wurden anhand der RLR einheitliche Vorgaben zu Zertifizierung von Radfernwegen entwickelt und erprobt. Rolf Schrader, Geschäftsführer DSFT Berlin e.V.: "Das Projekt an der RLR hat Modellcharakter für die Erhebung von Kennzeichnung von Radfernwegen und längeren Routen im System Reisen für Alle." Daneben wurde zur Radfahrsaison 2019 eine Broschüre veröffentlicht, die u.a. alle zertifizierten touristischen Leistungsträger nach "Reisen für Alle" beschreibt sowie acht Tagestouren inklusive Hinweisen zur Barrierefreiheit vorstellt. Wichtige Informationen zur Barrierefreiheit wurden auf einer interaktiven dargestellt.
Infrastrukturmaßnahmen und barrierefreier Rastplatz
Ein zentrales Ziel war die Gestaltung eines barrierefreien Rastplatzes inkl. Toilettenanlage. Daran soll gezeigt werden, was bei der Ausgestaltung barrierefreier Rastplätze im Radtourismus bedacht werden muss, damit dieser von allen Radfahrenden auf ihrer Tour genutzt werden kann. Der Rastplatz wurde am Lippesee in Paderborn umgesetzt und im September 2019 eröffnet. Kleine und kurzfristige Maßnahmen wurden häufig von einzelnen Kommunen selbst durchgeführt bzw. im Rahmen von mittel- und langfristigen Projekten berücksichtigt.
Ausblick
Im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplan 2020 (NRVP), gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), ist am 01.07.2019 das Projekt "Digitaler Radfernweg" am Beispiel der Römer-Lippe- Route gestartet. Dieses "neue" Projekt fußt weitestgehend auf den Erkenntnissen aus dem Projekt "Römer-Lippe-Route barrierefrei" und wird strategische Ansätze daraus weiterführen (Vor-Ort-Information, digitale Vermittlung etc.). Es wird auch zukünftig weiter an der Optimierung der Barrierefreiheit gearbeitet, um Menschen mit Behinderung einen attraktiven Radurlaub auf der "Römer-Lippe-Route für Alle" zu ermöglichen, denn Radfahren verbindet!
Am 27.02.2020 wurde das Projekt mit dem Deutschen Fahrradpreis 2020, in der Kategorie Service, ausgezeichnet. "Menschen wollen in allen Lebenslagen auch mit dem Rad mobil sein und Barrierefreiheit ist ein wichtiger Baustein hierfür", so Laudator Rudolf Jelinek, Erster Bürgermeister der Stadt Essen, in seiner Laudatio.
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